Zugegeben, so weit sind die beiden Genres nicht voneinander entfernt. Wer ein Maßband anlegt, kommt auch auf nur eine Armlänge Distanz zwischen sumpfig-gurgelndem Riffing und verklärten Grooves. Kanaan loten die gesamte Bandbreite auf “Downpour” aber nur in Teilen aus.
Der Titelsong koppelt etwa Free Jazz an wabernden Weltall-Prog, nur um die Karre hintenraus mit jeder Menge Fuzz gegen die Wand zu fahren. Diese Kombinationsfreudige fehlt dem Rest der Platte. “Solaris Pt 2” schleppt sich sumpfig und Feedback-verzerrt dahin, im ersten Teil wird es mit Glockenspiel und zurückgelehnten Gitarren dann wieder etwas spaciger. Warum bei den beiden Teilen des Songs die Reihenfolge vertauscht ist, bleibt ein Mysterium.
Klar ist allerdings, mit “Downpour” werden es Kanaan nicht bis auf die obersten Sprossen der Stoner-Karriereleiter schaffen. Dafür sind die Songs bis auf ein paar Ausnahmemomente zu formelhaft. Trotzdem ist die fünfte Platte der Norweger ein swingendes Stück Stoner-Psych, mit Sand in den Lungen und dem Kopf in den Sternen, das hervorragend in eine Reihe mit anderen guten, aber nicht exzellenten Stoner-Bands passt.
Das steckt drin: Karma To Burn, Kyuss, Motorpsycho
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VÖ: 12.11.2021